Zunftspiel

Musikverein Harmonie Zürich-Oberstrass 

www.mv-oberstrass.ch

Zu jeder Zunft gehört eine Musik, die mindestens am Sechseläuten für den Umzug ein paar flotte Märsche spielt und vor allem den Sechseläutenmarsch beherrscht. Dass die Klänge dieses zünftigen Ohrwurms keine Zürcher Komposition sind, stört keinen Zünfter. Es mag ihn höchstens etwas befremden, wenn er gar in Finnland zufällig den Reitermarsch zu hören bekommt und glaubt, den Sechseläutenmarsch zu erkennen. Da das aber kaum der Fall sein wird, sollen die Zürcher ruhig denken, dass der Marsch mit dem einmalig einfachen Rhythmus schon immer zu ihrer Stadt gehörte. Alle Geschichten darüber – richtige oder erfundene -mögen amüsant sein, aber für die Zürcher sind sie belanglos und unwichtig. Es ist ganz einfach der Marsch, der zu Zürich gehört wie das Sechseläuten!

Sechseläuten Marsch aus dem Jahreskonzert 2011 vom Zunftspiel

Auch die Zunft zu Oberstrass hatte schon vom ersten Tag an eine Musikgesellschaft engagiert. Es war klar, dass die alte Dorfmusik, die Harmonie Zürich-Oberstrass, zuerst für die Begleitung im Umzug angefragt wurde. In dieser Musik spielten Obersträssler, die Freude am Musizieren hatten, nach den Proben im „Alten Löwen“ zu einem Bier einkehrten, aber sonst zur neuen Zunft noch keine Beziehungen pflegten. Sie waren sofort bereit, für Geld natürlich, der Zunft zu Oberstrass das Sechseläuten zu verschönern. Der Präsident musste allerdings dem musikalischen Lehrerteam in der Zunft versprechen, dass seriöse Proben vor dem Sechseläuten in ihr Pflichtenheft aufgenommen würden.

Für das Sechseläuten 1929 konnte Statthalter Hans Honegger folgendes Arrangement mit dem Musikverein Harmonie Zürich-Oberstrass festlegen: „16 Mann von mittags 12 Uhr bis am Nachsechseläutenmorgen 1 Uhr verpflichtet zu spielen. Eine Entschädigung pro Mann von Fr. 30.-. Zum Zuge erscheint Verstärkung, dieselbe wird mit Fr. 90.- entschädigt. Die Männer erhalten am Abend eine einfache Verpflegung.“

Etwas Mühe machte den Musikanten, dass sie bis ein Uhr morgens verpflichtet werden sollten, aber auch das konnte geregelt werden. Die Zunft schenkte als Dank am Schluss einen Freitrunk aus. Es darf nicht vergessen werden, dass die meisten Musikanten am andern Tag sehr früh wieder zur Arbeit mussten. 1943 kostete die gleiche Musik Fr. 368.- zuzüglich Verpflegung für 16 Mann. Spielzeit 16.00 Uhr bis Mitternacht. Infolge des Krieges fand kein grosser Umzug statt. 1944 kostete die Musik Fr. 380.- plus Fr. 3.50 für ein einfaches Nachtessen, Tranksame Fr. 2.-, für 16 Mann, ein Jahr später bereits Fr. 400.-.

Die Harmonie begleitete während vieler Jahre die Zunft an den Umzug und spielte so schlecht und recht die Begleitmusik dazu. Das Repertoire wurde nicht erneuert und mit der Zeit fehlte den Melodien der nötige Schwung. Es wurden immer mehr Stimmen im Kreise der Zünfter laut, man möge nach einer anderen Musikgesellschaft Ausschau halten, da der Harmonie das Taktgefühl abhanden gekommen sei. Sie wurde deswegen auch nicht billiger. Aus diesem Grund entschlossen sich die Obersträssler, die Stadtmusik Bülach zu engagieren, die dann ungefähr 10 Jahre die Zunft musikalisch begleitete. Nachdem die Bülacher auch wieder mehr und mehr verlangten und dabei nicht sonderlich überzeugten, gaben die Zünfter der Harmonie Zürich-Oberstrass erneut eine Chance, die von dieser Jahr für Jahr besser genutzt wurde.

Heute hat die Zunft zu Oberstrass mit dem Musikverein Harmonie Zürich-Oberstrass wieder ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis und ist stolz auf ihr hervorragendes Zunftspiel, welches pro Jahr mindestens drei Zunftanlässe bereichert. 2019 feierte die Harmonie das 120 Jahre Jubiläum.

Obersträssler-Lied
Ehrenzunftmeistermarsch